Paderborn im Nationalsozialismus


In der Zeit der Weimarer Republik war Paderborn eine Hochburg der katholischen Zentrumspartei, die fast immer eine absolute Mehrheit erreichte. 1929 entstand der erste NSDAP-Ortsverband in Paderborn, der zuerst noch sehr klein war, sich aber schon bald Straßenschlachten mit der KPD lieferte. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 wurden auch schon bald Hitler und der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg zu Ehrenbürgern ernannt. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 (44.429 abgegebene Stimmen) blieb die NSDAP mit 10.544 Stimmen aber weit hinter der Zentrumspartei, die auf 27.963 Stimmen kam.[22]

Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der landesweit jüdische Geschäfte und Synagogen vandaliert und angezündet wurden, gab es auch in Paderborn Ausschreitungen, die sich gegen die jüdische Gemeinde in Paderborn richteten. Am Mittag des 10. November 1938 brannte schließlich auch die Paderborner Synagoge. Ursprünglich sollte diese auch in der Nacht brennen, allerdings machte die Nähe des St. Vincenz-Krankenhauses, was damals ein reines Fachwerkgebäude war, ein gezieltes Anzünden unmöglich, um das Gebäude nicht zu gefährden. Daher wurde am Abend des 9. November 1938 in einer kurzfristig zusammengerufenen Sondersitzung der Stadt der Abriss der Synagoge beschlossen. Da sich die Feuerwehr mit Hinweis auf die Ruhebedürftigkeit der Patienten des Krankenhauses weigerte, den zugehörigen Einsatz nachts durchzuführen, wurde der Brand erst am Vormittag durch Einbringen mehrerer Benzinfässer in das massive Steingebäude gestartet. Aufgrund der zeitlichen Differenz und der Tatsache, dass durch den Beschluss des Abrisses eine amtliche Benachrichtigung an den Gebäudeeigner erfolgen musste, konnten fast alle sakralen Gegenstände vorher aus dem Gebäude gerettet werden. Die Synagoge selbst brannte aber erst, nachdem man die Fässer mit Hilfe langer Stangen zum Umkippen gebracht hatte und die Flammen so hoch schlugen, dass der hölzerne Dachstuhl ebenfalls Feuer fing.

Da das Grundstück der ehemaligen Synagoge in der Zwischenzeit bebaut wurde, steht das heutige Mahnmal etwa 50 Meter westlich der Stelle, an der die Synagoge einst stand. Auf dem Grundstück steht heute das Gebäude des Kolping-Bildungswerks Paderborn.

In Paderborn fanden viele Deportationen statt: Über hundert Juden aus Paderborn kamen um. Ein Teil der jüdischen Bürger der Stadt konnte ins Ausland flüchten.

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, blieb das Paderborner Leben davon zunächst relativ unberührt (doch viele Männer mussten später in den Krieg ziehen). Es gab einige Bombenangriffe auf die Bahnhofsanlagen, Kasernen und das Flugfeld der Luftwaffe im Süden der Stadt, bei denen es relativ wenig Verĺetzte und Tote gab und die im Stadtbild vergleichsweise geringe Schäden anrichteten. Als die deutsche Luftabwehr allerdings im Zuge der sich abzeichnenden Niederlage zunehmend an Kraft verlor und die Strategie der Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten (Area Bombing Directive) an Intensität immer mehr zunahm, stieg auch die Gefahr für Paderborn. Die mittelalterlich anmutende Innenstadt, die zum Großteil noch aus leicht brennbaren Fachwerkhäusern bestand, wurde ebenfalls Ziel für Brandbombenangriffe. 1944 wurden verstärkt Hitlerjungen und BDM-Mädchen als Flakhelfer eingesetzt. Die Paderborner Bürger verfolgten aufmerksam die kodierten Luftlagemeldungen des militärischen „Luftwaffensenders Primadonna“, der sie bei Gefahr für „Konrad Siegfried 2“, dem Planquadrat für Paderborn, in die Luftschutzkeller schickte. Schon lange waren Luftalarm und Sirenengeheul alltägliche Ereignisse geworden, die das Leben der Bevölkerung und die Produktivität in der Kriegswirtschaft teilweise drastisch einschränkten – spätestens ab Herbst 1944 befand sich die Stadt in fast dauerhaftem Alarmzustand.

Am 17. Januar 1945 folgte der erste große Luftangriff auf Paderborn. Bis dahin hatte man geglaubt oder doch gehofft, dass die damals noch sehr ländlich geprägte Stadt kein Ziel für die Alliierten abgäbe und deshalb nicht bombardiert würde. Der Bombenangriff forderte 256 Leben und löste eine massenhafte Stadtflucht aus. Nach mehreren weiteren Luftangriffen wurde Paderborn am 22. März neuerlich schwer bombardiert, dabei starben über 40 Menschen. Am 27. März 1945, einem Dienstag, folgte schließlich der letzte und größte Luftangriff auf Paderborn. Mindestens 344 der wenigen Tausend Menschen, die noch in Paderborn verblieben waren, verloren ihr Leben; am Ende waren über 85 Prozent der Innenstadt zerstört. Am 1. April folgte im Rahmen der Schließung des Ruhrkessels die Eroberung Paderborns durch die 3. amerikanische Panzerdivision, die sich tags zuvor südlich der Stadt noch einige Kämpfe mit SS-Einheiten lieferte (bei denen unter anderem der US-General Maurice Rose fiel), bei der Einnahme der gerade erst zerstörten Stadt selbst jedoch kaum mehr auf nennenswerten Widerstand stieß.




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